Wie übt man richtig Klavier?

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Tipps zum Klavier üben: zusammengestellt von Jörg
Thunemann
Dipl. Klavierpädagoge und Pianist aus Freiburg.
Richtiges Klavier üben bedeutet: Alles Notwendige zu tun, um die Musik, den musikalischen Inhalt zum Leben zu erwecken, zum hörbaren Erlebnis zu machen. Das heißt konkret:
1. Sich eine klare Vorstellung des musikalischen Inhalts aneignen.
Sich überlegen, welche emotionalen Inhalte durch das Stück
ausgedrückt werden. Man beachte dabei auch die feinen
klanglichen Unterschiede und dynamische Abstufungen. Wie ist
der musikalische Spannungsverlauf, wo ist der Höhepunkt (wie
im Aufsatz)? Wie ist das Stück formal aufgebaut? Gute
Interpretationen anhören, die Noten mitlesen und auf diese
Feinheiten achten. Allgemein viel gute Musik hören.
2. Sofort die Umsetzung des musikalischen Inhaltes anstreben.
Alle Artikulations- und Dynamikzeichen schon beim Einstudieren
der Noten beachten, den musikalischen Ausdruck möglichst
sofort mit einüben. Zuerst irgendwie die Noten lernen und dann
die Musik später hinzufügen scheitert, weil es in der Regel
einfach nicht gemacht wird. Es kostet enorme Anstrengung,
oberflächlich einstudierte Abläufe wieder zu ändern. Zudem
wäre dies doppelte Arbeit und deshalb eine erhebliche
Zeitverschwendung. Es macht absolut keinen Sinn und keinen
Spaß "unmusikalisch" zu üben.
3. Technische Probleme kreativ meistern.
Aus den im Stück vorkommenden Elementen möglichst vielseitig
Übungen entwickeln. Virtuose Aufgaben, die oft mit sportlichen
Anforderungen vergleichbar sind, verlangen in aller Regel
großes Durchhaltevermögen. Aber auch hier gilt: Je kreativer
ich übe, desto mehr Spaß habe ich, umso leichter fällt das
Durchhalten.
4. Konzentriert üben.
Was bedeutet Konzentration? Laut Duden: "Geistige Anspannung,
höchste Aufmerksamkeit, die auf eine Tätigkeit o.ä. gerichtet
ist." Ein Zen Meister würde es wahrscheinlich so ausdrücken:
"Wenn ich Klavier spiele, dann spiele ich Klavier, wenn ich
übe, dann übe ich" - oder so ähnlich. Klingt eigentlich ganz
einfach.
5. Nicht mechanisch üben.
Erzfeind der Konzentration ist mechanisches Üben. Das bedeutet
natürlich nicht, dass es sinnlos ist, Tonleitern, oder andere
rein technische Elemente zu üben. Ganz im Gegenteil. Gerade
bei technischen Übungen, wo musikalischer Inhalt fehlt, ist
unsere Kreativität besonders gefragt. Wir müssen der Übung
quasi "Inhalt" geben. So können wir beispielsweise eine
Tonleiter legato, staccato, in unterschiedlicher Lautstärke,
verschiedenen Phrasierungen, Rhythmen usw. spielen. Es kann
sogar sinnvoll sein, emotionale Inhalte hinzuzufügen. Man kann
auch eine Tonleiter lustig, traurig, feierlich usw. spielen.
Weitere emotionale Eigenschaften wären z.B.: begeistert,
erhaben, wütend, freudig, streng, romantisch... usw. Erstellen
Sie am besten Ihre eigene Liste. Grundsätzlich sollten wir
immer versuchen, selbst die trockenste Übung in lebendige
Musik zu verwandeln. Spätestens, wenn die Gedanken abwandern,
müssen wir uns eine neue Variante ausdenken. Die
Konzentrationsfähigkeit ist zwar sehr individuell, jede Übung
sollte aber nach wenigen Minuten zum Erreichen eines gesetzten
Zieles führen.
6. Eins nach dem Anderen.
Wenn man versucht alles auf einmal umzusetzen, wird man am
Ende gar nichts erreichen. Klavier spielen ist eine komplexe
Tätigkeit. Man muss natürlich die Fähigkeit entwickeln,
letztendlich viele Dinge gleichzeitig zu kontrollieren. Aber
das lernt man am besten, wenn man die verschiedenen Aufgaben
zerlegt und eine nach der anderen löst. Selbstverständlich
dürfen wir dabei nicht den Blick fürs Ganze verlieren, den
musikalischen Inhalt.
7. Klare, machbare (Teil-)Ziele setzen und diese erreichen.
Je konkreter das Ziel ist, desto schneller kann man es auch
beim Üben erreichen. Beim Üben eines Abschnittes versucht man
beispielsweise auf korrekten Fingersatz zu achten oder man
konzentriert sich nur auf den richtigen Rhythmus., die
Dynamik, die Artikulation... Auf keinen Fall auf alles
gleichzeitig! ("rotierende Aufmerksamkeit")
7. Sich selbst zuhören.
Um die Qualität beständig zu erhöhen, ist es nötig, die
objektiven hörbaren Ergebnisse bewusst wahrzunehmen. Auch dies
funktioniert nur mit Konzentration. Der Schüler muss dazu
erzogen werden, jede falsche Note, jede Ungenauigkeit,
unangemessenen Klang (zu hart, zu weich, unbeabsichtigte
Akzente), einfach alles was nicht zur überzeugenden
Interpretation beiträgt, wahrzunehmen und sofort zu
korrigieren. Der Wille sich selbst bewusst zu zuhören, hilft
allerdings auch konzentriert zu bleiben. Um dies zu erreichen
muss man:
8. Langsam und kontrolliert üben.
Zu schnelles Üben verhindert sorgfältiges Zuhören und
bewusstes Wahrnehmen des realen Spieles. Deswegen muss man das
Tempo so langsam wählen, dass alles bewusst hörbar und
nachvollziehbar ist